Obwohl die Lehrtätigkeit entsprechend Zeit in Anspruch nahm, konnten wir es trotzdem einrichten, auch einige Reisen zu unternehmen. Der wichtigste Eindruck für mich war die Erkenntnis, dass nicht nur China für uns wirklich fremd ist, sondern dass auch wir den Chinesen absolut fremd waren.
Am Anfang war es ja nett, immer im Mittelpunkt zu stehen. Und dass manchmal Kinder schreiend weggelaufen sind, ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass ich weit weniger korrekt gekleidet war als Roland.
Andererseits haben aber auch Eltern ihre Kinder gerufen, mit den Fingern auf uns gezeigt und dabei sichtlich erklärt, dass das zwei so eigenartige „Langnasen“ sind. Dass sich dann aber immer wieder Passanten durch Zupfen und Reissen davon überzeugt haben, ob unsere Bärte auch echt sind, habe ich im Lauf der Zeit nicht mehr ganz so lustig gefunden.
Aber ich verstehe die Verwunderung der Chinesen. Dem typischen Chinesen wächst erst im Alter ein Bart, der daher meist grau oder weiß ist und nur aus einigen dünnen Strähnen besteht. Offensichtlich jüngere Männer, noch dazu mit schwarzem bzw. rotbraunem Bart haben großes Staunen hervorgerufen.
Und dann schauen die zwei noch so aus wie Engels und Marx!
Wir wären also mindestens genauso eine Sensation wie die Leute und die Landschaft für uns.
Aber schauen wir einfach ein paar Bilder an:
Shanghai ist nicht nur Großstadt für 14 Mio Einwohner, es gibt auch durchaus ländliche Gebiete.
Bei einigen Streifzügen konnten wir Land und Leute ein wenig näher kennen lernen.
Durch die strikte Ein-Kind-Politik steht das Kind natürlich im Zentrum der Aufmerksamkeit seiner Eltern und Großeltern
In Suzhou, wegen der vielen Kanäle auch „Venedig des Ostens“ genannt, steht die bekannte und sehenswerte Pagode von Suzhou. Wanderungen in der traumhaften Umgebung der Zuozheng Garden und am See Xihu sind aber wegen der Hitze und der Luftfeuchtigkeit nicht nur ein reines Vergnügen.
Umso mehr Freude macht da ein Besuch in einem Teehaus, wo sogar Musik gemacht wird.
Auch interessante Fahrzeuge sind zu sehen. Diese Bilder sind aus Hangzhou. Als Europäer ist man leicht über die Distanzen verwirrt: So ist etwa die Reise von Shanghai nach Hangzhou (300 km) durchaus eine Tagesreise. Die Bahn hat es eben nicht so eilig wie bei uns 😉
Noch weiter im Süden ist Longjing, das bekannt für seinen Tee ist. Zuerst lernen wir eine Familie kennen, die Tee anbaut. Dann sehen wir, wie Tee getrocknet und geröstet wird.
Um Tee zu kaufen wird gehandelt. „Handeln schön ung gut – aber nicht so, Herr Professor“ – obwohl wir einige Brocken Chinesisch konnten, war es doch einfacher, so lange Geld und Tee auf den Tisch zu legen, bis beide Seiten zufrieden waren.
Im Nordosten von Shanghai ist die Provinz Jiangsu, von der wir ebenfalls einige sehr schöne Eindrücke mitnehmen konnten.